Ausbildung mit Zukunft: Vorarlberger Industriebetriebe legen die Latte hoch

Mai 2, 2019

Mehrere "Flaggschiffe" der Lehrlingsausbildung haben sich 2016 zusammengeschlossen, um das Modell völlig auf den Kopf zu stellen. Wir waren beim letzten Treffen bei den Illkwerken VKW in Vandans dabei.

Es begann mit mutigen Aktionen und einem Erfahrungsaustausch unter den Vorarlberger Industrie-Unternehmen Blum, Doppelmayer, Zumtobel, Hirschmann Automotive, Liebherr, Illwerke VWK, Heron, SOLA und Collini unter dem Titel „Lehre 4.0“. Mittlerweile ist daraus eine tatkräftige Initiative unter dem Namen “Ausbildung mit Zukunft” entstanden. Mit dem Anspruch, einen neuen “Vorarlberger Weg” in der Lehrlingsausbildung zu begehen. Das Schöne dabei: Die Auszubildenden können nicht nur auf Augenhöhe mitreden, sondern selbst gestalten.

 

Kooperieren statt Konkurrenz

Alte Zöpfe abschneiden, Ballast abwerfen, viele neue Experimente und Projekte wagen und „Ver-rücktes“ ausprobieren. Nur so konnte die Initiative abheben. Schließlich will man eine neue Qualität in die Ausbildung bringen. Jugendliche motivieren, anspornen, aus sich herauszugehen und über sich hinauszuwachsen, und echte Begeisterung aufkommen lassen. So einfach die Theorie klingt, so herausfordernd ist der Alltag in Vorarlberger Unternehmen. Ein Grund mehr, dass sich die Unternehmen zusammengetan haben. Neben dem Erfahrungsaustausch werden auch konkrete firmen- und branchenübergreifende Projekte realisiert. Neue pädagogische Ansätze (Stichwort Gamification) gehören ebenso dazu, wie mutige Konzepte für Teambuilding und Aufbau von sozialer Kompetenz.

Beim Tages-Workshop Ende April bei den Illwerke VKW in Vandans kam jedes Unternehmen mit den jüngsten Fortschritten zu Wort. Vom gemeinsamen Kochen über Theater-Projekte, Lern- und Präsentations-Angeboten bis zum erfolgreichen Team-Event: Die eindrucksvollen Maßnahmen wurden offen präsentiert und diskutiert. Profi-Snowboarder Lukas Mathies stellte das Modell „Spitzensport & Lehre“ (60% Anstellung, verlängerte Lehrzeit), das er derzeit selbst ausübt, sogar persönlich vor.

Thematischer Schwerpunkt waren die Vorarlberger Berufsschulen. Somit präsentierten die Direktoren der technischen Berufsschulen Bludenz und Feldkirch neue Initiativen und Pilotprojekte. Außerdem wurde im Dialog mit den Ausbildungsleitern und Auszubildenden der anwesenden Betriebe die bereits sehr gute Zusammenarbeit nochmals positiv verstärkt. Themen wie Verantwortung übernehmen, intensive Kommunikation miteinander, Transparenz, Regeln und Pflichten, und gegenseitige Wertschätzung wurden erlebbar.

 

Meinung der Lehrlinge gefragt

Die Lehrlinge selbst präsentierten ihrerseits Wünsche und Anregungen, was Ausbildung und Umgang betrifft. Beispielsweise wurden Themen wie mehr Verantwortung, firmenübergreifender Austausch, mehr Mitspracherecht, neues Prämiensystem oder intensivere Feedback-Gespräche angesprochen.
Lehrling Andreas Burtscher (Illwerke VKW) und seine Kollegen führten die Teilnehmer quasi als „Hausherren“ durch die bestehende Lehrwerkstatt des Unternehmens, die in Kürze neu gebaut wird.

 

„Synergien nutzen, Mitglieder unterstützen“

Wann aber kann man von Erfolg sprechen? Allein, dass es Initiativen wie diese gibt, muss schon als solcher gewertet werden. Egbert Amann-Ölz (Personal- und Organisationsentwicklung für die Collini Gruppe) ist einer der Haupt-Initiatoren von „Ausbildung mit Zukunft“. Er führt durch die Workshops und vernetzt die Unternehmen untereinander. „Die Jungen werden unsere Zukunft gestalten. Also probieren wir Neues aus, um Unternehmen, Ausbildner, Lehrlinge, das ganze Modell an sich auf diese Zukunft vorzubereiten. Jedes einzelne Projekt, das hier umgesetzt und ausgetauscht wird, ist ein kleiner Schritt dazu, etwas Großes entstehen zu lassen. Darüber hinaus möchten Unternehmen, die sich hier zusammengeschlossen haben, Synergien nutzen und sich gegenseitig unterstützen.“