Lehre: Als Quereinsteiger zum Erfolg

Februar 24, 2020

Zwei junge Männer, zwei unterschiedliche Weg in den Lehrberuf: Tobias Jutz und Lukas Ross von Liebherr Nenzing im Doppelinterview.

Mit unserer Serie „Lehrlinge in Vorarlberg“ möchten wir die Vielfalt der dualen Ausbildung aufzeigen. Dazu gehören nicht nur die Berufe selbst, sondern auch der Zugang zur Lehre. Dazu haben die beiden Stahlbau- und Schweißtechniker Tobias und Lukas einiges zu berichten.

 

Ihr habt beide über Umwege den Weg zur Lehre bei Liebherr gefunden. Einmal nach einer Lehre als Spengler, einmal nach verschiedenen anderen Tätigkeiten. Wie kam es dazu?

Tobias Jutz: Ich wollte mich beruflich neu orientieren, aber trotzdem in der Metallbranche bleiben und ein Handwerk ausüben. Schweißen hat mir immer schon Spaß gemacht und so habe ich mich für eine Lehre als Stahlbau- und Schweißtechniker bei Liebherr entschieden.

 

Lukas Ross: Nach meinem Schulabschluss war ich mir nicht sicher, was ich machen sollte. Ich wollte nicht einfach irgendwas tun, sondern etwas, das mich wirklich interessiert. Also machte ich zunächst eine Schulung zum Rettungssanitäter und bewarb mich danach bei der Pistenrettung. Über Kontakte kam ich dann im Sommer zu einer Windsurfschule. An beiden Arbeitsplätzen hatte ich viel mit Menschen zu tun, die sehr ausgefallene Berufe hatten. Einer von ihnen beeindruckte mich besonders, er war Berufstaucher und machte Schweißarbeiten unter Wasser. Später wurde ich dann auf Liebherr aufmerksam, wo ich meine Lehre zum Stahlbau- und Schweißtechniker anfing.

 

Wenn ihr beide Phasen eures Lebens vergleicht: Was hat sich unabhängig vom Beruf verändert? Was fällt euch leichter, von welchen Erfahrungen profitiert ihr?

Tobias: Mit dem Erwachsenwerden nimmt die geistige Reife zu. Und dadurch ist das Lernen leichter, da ich mich jetzt viel mehr dafür interessiere als vor 10 Jahren. In meinem privaten Umfeld erhalte ich überall Zuspruch und Anerkennung für meine Entscheidung, was es mir deutlich erleichtert, diesen Weg zu gehen.

 

Lukas:  Für mich hat sich alles geändert. Vor dem Anfang der Ausbildung war ich immer unterwegs, nie länger als 5 Monate an einem Ort. Ich habe im Frühling die Skier nach Hause gebracht und das Surfboard mitgenommen, im Herbst war es dann umgekehrt.

 

Was gefällt dir bislang am besten am derzeitigen Beruf/am Unternehmen?

Tobias: Die systematische und durchgeplante Ausbildung und das Arbeitsklima gefallen mir gut. Man wird von den Ausbildern in allen Bereichen unterstützt und jeder wird nach seinen Fähigkeiten und Stärken gefordert und gefördert.

Lukas: Die Lehre ist wahnsinnig vielfältig. Stahl wird in so vielen Formen und Arten verarbeitet, das macht die Lehre so interessant, aber auch anstrengend.

 

Welche eurer Eigenschaften kommen bei eurem Beruf voll zur Geltung? Wo liegen eure Stärken?

Tobias: Ich arbeite gerne genau und sauber. Das kommt mir zu Gute, da dies auch bei Liebherr gefordert wird. Dadurch, dass ich mich gerne handwerklich betätige, macht mir die Arbeit hier auch viel Spaß.

Lukas: Ich bin sehr neugierig und mag schwere Arbeit, ich bin kein Typ fürs Büro. Der Stahlbau ist genau das Richtige für mich. Es ist leichter morgens aus dem Bett zu kommen, wenn die Arbeit Spaß macht.

 

Hand aufs Herz! Wenn ihr die Zeit zurückdrehen könntet: Was würdet ihr anders machen?

Tobias: Nichts. Mein Weg hat mich hier hergeführt und damit bin ich zufrieden. Meine Entscheidungen und Erfahrungen in meinem Leben haben mich zu dem gemacht, was ich bin und das möchte ich nicht mehr ändern.

Lukas: Ich würde auch alles nochmal genauso machen. In den 3 Jahren nach der Schule habe ich wahnsinnig viele Lebenserfahrungen gesammelt. Allerdings macht es den Einstieg zurück in den Lernalltag auch schwieriger. In den ersten 3 Monaten der Lehre bin ich von der Schule nach Hause gekommen und direkt ins Bett gefallen. Gerade in Mathe merke ich, dass ich viele Sachen schon vergessen habe.

 

Welche Erfahrungen gebt ihr anderen Jugendlichen in der Berufsorientierungsphase mit auf den Weg?

Tobias: Schaut euch viele verschiedene Berufe an um herauszufinden was euch liegt und Spaß macht.

Lukas: Macht nicht einfach irgendwas! Viele meiner alten Klassenkameraden sind nach der Schule direkt an die Uni, haben aber nach einem Jahr schon wieder abgebrochen. Es gibt viele Möglichkeiten, Fuß zu fassen, etwa mit einem freiwilligen sozialen Jahr. Wichtig ist das man produktiv ist und für sich selbst Fortschritte macht. Und dass man sich selbst finanzieren kann.

 

Wenn ihr an das Lehrmodell an sich denkt: Was sind die größten Vorteile?

Tobias: Die größten Vorteile für mich sind, dass ich das erste Lehrjahr überspringen konnte und dass ich doch schon Erfahrung im Metallbereich hatte.

Lukas: Der größte Vorteil der Lehre ist, dass man danach ein sehr breites Berufsspektrum hat, in das man einsteigen kann.

 

 

Steckbrief Tobias Jutz

Alter: 26 Jahre

Lehrberuf/-jahr: Stahlbau- und Schweißtechniker im 2. Lehrjahr

Freizeit: Kochen, Lesen, Wandern, Hobbyschütze

Was ich mag: Ordnung, Pünktlichkeit, gutes Essen, Heavy Metal und unsere Natur hier in Vorarlberg

Was ich nicht ausstehen kann: Unehrliche und egoistische Menschen

Menschen sollten…: mehr zusammenarbeiten

Meine nächsten Ziele: Die Lehre mit Auszeichnung abschließen, danach Erfahrungen in der Produktion sammeln und einen Platz im Ausbilderteam bekommen.

 

Steckbrief Lukas Ross

Alter: 22 Jahre

Lehrberuf/-jahr: Stahlbau- und Schweißtechniker im 2. Lehrjahr

Freizeit: Ski und Snowboardfahren, Bouldern, Fußballspielen, Mountainbiking

Was ich mag: Sport, gutes Essen, Rock, draußen an der Natur zu sein

Was ich nicht ausstehen kann: Büros, Computer und Schreibarbeit

Menschen sollten…: Sich selbst, ihre Mitmenschen und die Natur mit mehr Respekt behandeln

Meine nächsten Ziele: Meine Lehre mit Auszeichnung beenden und danach in der Montage bei Liebherr arbeiten.